07. Jul 2020
Während in der vergangenen Zeit einige der Dresdner Genuss-Spots von der Bildfläche verschunden oder noch wieder nicht aus der Corona-Versenkung aufgetaucht sind, bleibt das kleine schlicht-elegante Genuss-Atelier nah der Elbe eine feste Größe für Genießer.
Die unkomplizierte Kombination aus Restaurant, Bar, Separee und Lounge bietet im eher schummrigen Keller mit wechselnden Gemälden an den Wänden - oder bei passendem Wetter draußen auf der Terrasse - eine entspannte Atmosphäre und macht Gästen das Wohlfühlen leicht. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass die Gerichte nicht zu abgehoben daherkommen und her auf clevere Akzente mit einfachen Mitteln setzen, als auf herausgestellten Luxus oder extremen Bastelaufwand. Optisch ansprechend, weil akkurat und wohl proportioniert, sind die Teller aber dennoch.
Weil das Preisgefüge nach wie vor sehr einladend gehalten wird, passt es gut, dass nach knuffigen Käsebrötchen mit leicht gesalzener Butter keine aufwändigen Grüße folgen, sondern es direkt losgeht. Ganz typisch für den Stil des jungen Teams war diesmal eine vegetarische Vorspeise um Karotte (gedünstet mit leichter Säure und als Creme), die mit Käse und einer milden Nussbutter-Emulsion kombiniert wurde. Weitere Akzente setzten eine rotfruchtige Creme als Kontrast sowie Cracker und Crumble mit eher nussigen Noten. Das war in den Details zwar nicht bis aufs Letzte zugespitzt, griff aber dennoch harmonisch ineinander.
Generell wirkten zuletzt insbesondere die Gemüse oft etwas blass und naturbelassen-schlicht. So auch zu dem ebenfalls vegetarischen Hauptgang rund um eine saftig-rustikale Quiche mit knusprigem Teig und knuspriger Kruste. Das ohnehin eher bodenständige Zentrum hätte gut kreativ aufgepeppt werden können, wurde aber nur durch eine intensive Wurzelgemüse-Creme und eine leichte Kräutersauce ergänzt, während das drumherum drapierte Gemüse-Potpourri aus Möhre, Blumenkohl, Sellerie, Champignons und Bohnen recht farb- und wahllos wirkte.
Überzeugender gelangen die Gerichte mit hochwertigen Fisch- oder Fleischprodukten so etwa die zart gebratenen (nur vereinzelt recht salzigen) Jakobsmuscheln mit weißem und grünem Spargel sowie dunkelherbem Holunder. Vor allem durch eine leichte Milchcreme mit zarter Rauchnote und die kühle Frische des Spargelsorbets spielte das Team hier clevere Akzente ein.
Auch das kernig-zarte, exakt medium gebratene Roastbeef mit intensiver, eleganter Jus und Pilzen in verschiedenen Texturen von roh bis weich machte eine gute Figur. Obwohl auch hier der pure blanchierte Blumenkohl dazu recht blass wirkte. Am besten wirkten alle Komponenten gemeinsam - auch, weil von einer konzentrierten Selleriecreme noch zusätzlicher erdiger Würz-Boost beigesteuert wurde.
Auch hier wird exemplarisch deutlich, was das Team in seinen starken Momenten leisten kann. Dass dies beim aktuellen Eindruck nicht zu hundert Prozent abgerufen werden konnte, verbuchen wir als Post-Corona-Effekt und wollen es von daher nicht überbewerten.
Zumal zum Ende mit dem Dessert und der Verbindung von Erdbeere (Sorbet, frische Frucht und Gel) mit Pistazie und kakaointensivem Crumble ein souveräner Abschluss gelang.
Dazu liefert der stets aufmerksame Service unter anderem auch gute Empfehlungen aus einer nicht nur mit heimischen Gewächsen attraktiv bestückten Weinkarte und sorgt für eine angenehm lässige Atmosphäre. Ein echter Wohlfühlort mit sehr guter, unkomplizierter Küche zu moderaten Preisen.